Winterberg-Historie
Vorletztes Jahr war ich am 04.12.2021 zum Saisonstart in Winterberg unterwegs - noch mit Maskenpflicht, 2G-Kontrolle usw. - Bericht siehe hier: https://www.alpinforum.com/forum/viewto ... 3#p5340533
Dann war ich dieses Jahr von 23.02.-25.02.2023 sogar einmal 3 Tage am Stück in Winterberg Skifahren (dazu gibt es leider keinen Bericht - aber da hatte ich zumindest mal die Chance, das gesamte Gebiet in voller Größe kennenzulernen und nicht in limitierter Form wie das erste Mal; Wetter war ok, Schnee morgens teils eisig, nachmittags oft schon matschig, ansonsten aber eine netter Kurzurlaub).
Saisoneröffnung in Winterberg Winter 2023/2024
Bereits am Freitag war der erste Betriebstag in Winterberg. Am Samstag hab ich dann mit 2 Freunden meinen Weg dorthingefunden. Geöffnet waren folgende Lifte:
- Poppenberg
- Bürre-Herrloh
- Kleine Büre
- Rauher Busch
- Förderband Poppenberg
Also auf den ersten Blick kein großer Unterschied zum Saisonstart 2021. Oder? Oh doch! Weit gefehlt. Aber dazu später mehr... (Stichwort: Schneesituation, Schneequalität und Pistenbreiten!)
Anfahrt
Zugegeben: Die Anreise aus Bremen ist für einen Tagesausflug schon ein wenig abenteuerlich bzw. lang. Um kurz nach 5 Uhr morgens klingelte der Wecker... und ich kam erstaunlich gut aus den Federn. Ich glaub, das ging meiner Begleitung nicht so, einer war am Vorabend noch auf Weihnachtsmarkt- und Cocktailtour Grob 5:30 Uhr war die Abfahrt geplant, bis alle eingesammelt waren, war es ziemlich genau Punkt 6 Uhr. Da haben wir spontan noch belegte Brötchen vom Bäcker geholt, der auch gerade um 6 Uhr aufgemacht hatte. Wuhuu! So war das Frühstück auch gesichert.
Abfahrt! Schon die Fahrt begann sehr winterlich mit leichtem Schnee während der ersten 1-2 Stunden. Und gefühlt waren 70% der Autobahn von Bremen nach Winterberg durchgehend Baustelle (realistisch aber definitiv mehr als 50%). Meine Güte. Schon ein wenig nervig zu fahren. PS: Ich mag Waze immer noch nicht. Hin- und Rückfahrt zusammen haben wir 3 mal fast eine Abfahrt zu früh genommen. Mit Apple Maps ist mir das noch nie passiert. Da sind die Ansagen weniger irreführend.
Um mal meinen alten Bericht zu zitieren:
Tja, dieses Mal ging es nicht mit meinem Polo BJ 2007 nach Winterberg, sondern mit dem Audi A1 BJ 2023 vom Kumpel. Und ja, auch zu dritt mit Ski im Innenraum problemlos machbar (und andere bekommen das nicht mal im SUV unter?!). Eine vierte Person hätte jedenfalls nicht gepasst. Ich durfte auf der Hinfahrt sogar fahren, auch mal ne nette Abwechslung zum alten Polo Ach, LED-Licht, Automatik mit DSG und adaptiver Tempomat sind einfach geil. Gerade auf so einer langen Strecke. Naja, zumindest bis das Vergnügen nach nur 30 Minuten ein jähes Ende hatte und jegliche Assistenztechnik mit fiesem Gebimmel seine Funktion verweigerte: Das Frontradar war zugeschneit (gibt es natürlich auch in beheizt, aber scheinbar ist ein A1 dazu nicht "premium" genug). Da reicht schon die feinste Schnee- und Eisschicht, schon geht nichts mehr. Notbremsassistent, adaptiver Tempomat, ...? Nope. Sogar der ja eigentlich kamerabasierte Spurassistent verweigerte gleich mit seinen Dienst. Ach komm. Schönwetterauto designed in California ähh Wolfsburg oder was?Bei Dunkelheit und teils starkem Regen auf der Autobahn Baustellen zu fahren ist auch ein zweifelhaftes Vergnügen. Ungefähr ab der Raststätte Dammer Berge ging der Regen dann in Schnee über - noch viel besser :lach: zumal mein automatischer Scheibenwischer deswegen unnötigerweise immer auf höchster Stufe leicht quietschend gewischt hat, dabei hätte Intervall gereicht. So sehr ich den Regensensor sonst liebe - Schnee haben die Ingenieure bei VW wohl irgendwie nicht bedacht.
Nun war ich natürlich auf den automatischen Scheibenwischer gespannt. Was sich wohl in 16 Jahren getan hat? Sicherlich sollte der VW-Konzern, insbesondere die südlich gelegene Tochterfirma "Audi" doch wohl inzwischen von der Existenz von "Schnee" gehört haben, oder? Pahaha. Falsch gedacht. Ja, der Scheibenwischer ging nicht mehr auf höchstem Intervall los. Aber quietschte unabhängig der eingestellten Sensitivität trotzdem regelmäßg unnötig über die Frontscheibe und raubte uns allen Fahrzeuginsassen damit den letzten Nerv. Also wurde regelmäßig zwischen "quietschender Scheibenwischer" und "wie ein Steinzeitmensch alle 10 Sekunden den Scheibenwischer manuell betätigen" hin- und hergewechselt gleichzeitig weigerte er sich aber mehr als nur einmal, rechtzeitig automatisch zu wischen, solange nur von LKW-Reifen aufgewirbelter feinster Sprühnebel komplett die Sicht nahm... Puh.
(Dass auf der Rückfahrt - zum Glück bereits wieder im Stadtgebiet Bremen - dann die Beifahrerfensterscheibe nach kurzem Lüften nicht mehr zuging... ich bin von den Produkten des VW-Konzerns echt nicht überzeugt )
Anyways: Kurz nach 9 Uhr waren wir dann in Winterberg. Anders als im Corona-Jahr war auf dem Parkplatz am Rauhen Busch bereits deutlich mehr los. Also los: Wer Sachen leihen musste, hat sich Sachen geliehen, Tickets wurden gekauft, Skihose angezogen und überhaupt. Um kurz vor 10 waren wir dann auch endlich auf der Piste. Das ganze Rumgetüdel geht sicher auch noch schneller, da üben wir noch!
Schnee, Winterwunderland und (etwas) Sonnenschein!
Kaum ging es zum Lift, kamen uns (schon wieder) die ersten Zweifel, ob der Verzicht auf die Sonnencreme so eine gute Idee gewesen wäre. Denn die Sonne kämpfte sich langsam durch den Hochnebel und die Wolken. Aber gut, im Dezember steht die Sonne eh so tief, dass man da nicht so ein hohes Sonnenbrandrisiko eingeht. Und überhaupt: Direktes Sonnenlicht sollten wir an dem Tag nur noch 2-3 Mal für wenige Minuten sehen. Denn Winterberg hatte sich mal wieder komplett in Schneekanonennebel eingenebelt
Aber nicht unbedingt im negativen Sinne - die (Boden)Sicht war den ganzen Tag lang ziemlich gut, auch konnte man immer wieder wunderschöne Panoramablicke erhaschen. Auf das komplett eingeschneite Umland beispielsweise. Auch die weißen Tannen waren einfach wunderschön! Da machte der "Appetitanreger" Winterberg doch gleich wieder Lust auf mehr und größere Gebiete
Die ersten Schwünge wurden wie gewohnt am "Rauhen Busch" getan. Ich bleib dabei - die perfekte Anfängerpiste. Hätte ich mir "damals" beim ersten Mal Skifahren auch gewünscht. Aber einmal fahren reichte dann auch. Seit dem letzten Mal Skifahren im letzten Winter (auch in Winterberg) hatte ich scheinbar nichts "vergessen" und dieses Mal direkt den Eindruck, dass alles läuft. Den anderen zwei aus meiner Gruppe ging es ähnlich. Also beließen wir es beim einen Mal "Anfängerpiste" und genossen den Rest des Tages auf der Bürre-Herrloh, Poppenberg und der Kleinen Büre.
Während ich 2021 deutliche Probleme hatte, (nach der Coronapause?) wieder mit dem Skifahren zu beginnen, war davon gestern keine Spur. Woran das gelegen hat, kann ich gar nicht genau sagen. Noch mal ein kurzer Rückblick:
- Arosa (11.12.2021-18.12.2021): https://www.alpinforum.com/forum/viewto ... 8#p5342118 (Zitat: "Skifahren verlernt man nicht!" - nachdem es sehr holprig begann)
- St. Anton (02.04. - 09.04.2022): https://www.alpinforum.com/forum/viewto ... 2#p5359632 (Zitat: "Schon wieder alles verlernt?!")
Sogar die (zugegeben kurze) schwarze obere Variante der 6 (Bürre-Herrloh) ging problemlos (wieso ist die eigentlich gar nicht auf dem Pistenplan eingezeichnet?). Keine Höhenangst, kein verkrampftes Runterquälen, einfach durch da. Einmal sogar so übermütig, dass es mich 2x fast hingelegt hätte, wo ich aber jeweils im letzten Moment noch das Gleichgewicht wiedererlangen konnte. Im Februar hatte ich das Stück jedenfalls noch gemieden...
Also juhuu! Ich glaub, ich kann wieder Skifahren Ob vielleicht auch 10-15 kg weniger Speck auf den Rippen so einen massiven Unterschied machen? Vielleicht. Zumindest wäre es eine Erklärung. Es hat einfach wieder richtig Spaß gemacht!
Die Schneesituation war einfach klasse. Die Scherbeneis-Pisten hatten obendrauf allesamt eine ordentliche Portion Natur- und Kanonenschnee. Und auch die restlichen Pisten, die nicht von dieser Unterlage profitieren konnten, waren in einem super Zustand. Schönster Schneekanonenschnee. Den ganzen Tag lang kam kein Sulz auf. Hier und da schoben sich ein paar Hügel auf, aber das war's. Und ja klar - frisch gefräste Rillen in der Piste und eine Präparation wie man sie bspw. in Ischgl antrifft, hatte es hier nicht. Hat mich kein Stück gestört, viele der naturgemäß in Winterberg vielfach vorhandenen Anfänger vermutlich schon eher
Alle geöffneten Pisten hatten auf voller Breite offen. Die einzige Ausnahme ist hier der Poppenberg gewesen, wo die zweite Pistenhälfte "gesperrt" war, weil noch beschneit wurde. War aber bereits präpariert und super zu fahren, wenn man dreimal kurz durch Kanonennebel zu fahren verkraften konnte. Man sah aber den deutlichen Absatz zwischen dem Pistenteil, der auf einer Scherbeneisgrundlage lag. Alleine diese Isolation gegenüber dem anfangs warmen Boden dürfte für den Saisonstart viel wert sein, auch wenn das Wetter nicht so gutmütig ist wie dieses Jahr. Dass dieses Mal anders als 2021 auch schon die Kleine Büre offen hatte, brachte meiner Meinung nach eine deutliche Aufwertung für das Gebiet. Genauso die Tatsache, dass man die vollen Pistenbreiten und alle Varianten zur Verfügung hatte.
Steine oder Gras guckten nirgendwo durch - genial, wie schnell hier solche Mengen an Schnee zusammengekommen sind. Okay, eine Ausnahme - vor dem Möppies hab ich ein paar Kiesel gesehen, aber die zähle ich jetzt mal nicht mit. Von der Schneesituation her hätte man wohl bereits das gesamte Gebiet öffnen können, aber man hat sich wohl lieber dazu entschieden, dass man auf allen weiteren Pisten die Temperaturen nutzen möchte, um zu beschneien (schließlich hatte es den ganzen Tag lang Minusgrade) und damit ab nächstem Wochenende oder Weihnachten dann genug Grundlage vorhanden ist, selbst wenn es noch mal zu starkem Tauwetter kommen würde. Denn egal wohin mal guckte: Es surrten sanft die Schneekanonen vor sich hin.
Startschwierigkeiten... noch lief nicht alles rund
Während bei mir dieses Mal alles super lief und von Startschwierigkeiten nichts zu spüren war, kann man das über das Skigebiet eher weniger sagen. Gerade der Lift "Kleine Büre" hatte mit technischen Problemen zu kämpfen. Die Schranken vor dem Förderband hatten Probleme. Direkt von Anfang an war eine davon abgesperrt... gegen Mittag kam noch eine zweite dazu, die nicht korrekt öffnen und schließen wollte. Das hieß dann leider auch, dass von 4 Sesseln nur 2 Stück besetzt werden konnten. Schöner Mist. Führte entsprechend auch zu längeren Schlangen, sodass wir entschieden dort nicht noch mal runterzufahren. Zumal der fix geklemmt Lift ja eh schon "gemütlich" langsam unterwegs ist. Später kam auch noch eine gesperrte Schranke am Poppenberglift dazu, wobei das dort bei 8 Plätzen natürlich nicht so auffällt, wenn einer davon wegfällt. Erster Betriebstag und gleich solche Ausfälle? Ach komm. Das muss doch nicht sein. Ich kann mich ehrlichgesagt auch nicht dran erinnern, sowas abseits von Winterberg überhaupt schon mal irgendwo gesehen zu haben? Ich war definitiv nicht der Einzige, der davon leicht genervt war.
Und der zweite Punkt: Verpflegung. Eieieieieieiii... Wir wollten erst zur Bremberg Klause, nachdem ich dort im Februar recht zufrieden mit war und mit dem Essen bei Möppies im Dezember 2021 ziemlich unzufrieden war. Stellt sich raus: Draußen davor wurden Currywurst, Bratwurst im Brötchen und Käsespätzle sowie Heißgetränke angeboten. Zum Draußen verzehren. Drinnen war noch komplett dicht. Uff. Also entschieden wir, es doch bei Möppies zu versuchen. Was ein Fehler. Unten war nichts mit Essen, da wurde für Aprés Ski Party alles vorbereitet. Oben war eine lange Schlange bis zur Tür, die für irgendwas anstand (haben wir bis zum Ende nicht rausgefunden, wofür), wir haben einen Sitzplatz gefunden, wo es Bedienung gab. Wir haben dort ziemlich genau 3 (in Worten: DREI) Stunden verbracht Nicht genug Personal, einzig wirklich geöffnetes Speiselokal im Gebiet, diesdas. Ja gut, dann muss man halt ne reduzierte Karte anbieten, Pommes und Käsespätzle oder so, hauptsache es geht schnell. Bei der Bestellung wurden wir zwar vorgewarnt, dass das Essen etwas länger brauchen würde, so 50 Minuten. Am Ende waren es 90(!) Minuten. Immerhin die relativ teuren Getränke wurden schnell in Plastikgläsern serviert also ja, die Bedienung war bemüht und freundlich. Nur am Ende noch mal 30 Minuten zu verschwenden, bis wir endlich bezahlt hatten, die dann mit Kasse und Kartenzahlungsgerät nicht klarkommen... nee ey, irgendwann reicht es dann auch. (auf dem Rückweg sind mir noch unterwegs irgendwo eingekehrt, in Summe haben wir gestern knappe 5 Stunden in Restaurants verbracht )
Fazit: Sollten wir noch mal zum Saisonbeginn nach Winterberg, wird eine Stulle geschmiert. Das tue ich mir nicht noch mal an. Aber hey, immerhin der Kaiserschmarren war lecker. Wenn auch eher "warm" als "heiß"...