Na das ist mal eine Ansage zum Start eines AF-Reports. Wir dürfen behaupten, dass wir in den Alpen und weiteren Wintersportregionen ja schon ziemlich gut rumgekommen sind und können somit mehr als unterschreiben, dass die Skigebiete und Ihre Kommunikations- respektive Informationspolitik definitiv nicht immer über alle Zweifel erhaben sind. Ein Resort, welches sich Kommunikation als top priority und Alleinstellungsmerkmal auf die Stirn geschrieben hat ist Alta! Doch bevor wir uns diesem Unterthema widmen, zuerst etwas Einführung und Hintergründe über jenes Skigebiet ganz zuhinterst im Little Cottonwood Canyon (LLC), 40 Autominuten vom Zentrum von Salt Lake City entfernt.
Alta feiert dieses Jahr sein 85-jähriges Bestehen und gilt als ultimatives Schneeloch in Utah. Die Stürme, welche sich über dem Pazifik aufbauen und den Weg in Richtung Kontinent nehmen, regnen und schneien sich zuerst in der Sierra Nevada aus und gelangen dann an die Wasatch Range. Die beiden Täler Little Cottonwood (Resorts Snowbird und Alta) und Big Cottonwood (Deer Valley & XXX) liegen direkt in der Zugbahn der Stürme und die Ebene um Salt Lake mit dem gleichnamigen See spenden den Tiefdruckgebieten weiter Feuchtigkeit. Als ganz einfache Faustregel haben wir gelernt, dass es in Alta, welches noch weiter hinten im Canyon liegt als Snowbird, immer mehr Neuschnee als in Snowbird gibt und Snowbird immer mehr als z.B. in Park City abbekommt. Park City liegt auf der Luv-Seite der Wasatch.
Daten des Skigebiets / Mountain information:
Base Elevation: 8’530 ft (2’600 m)
Summit Elevation: 11’068 ft (3’374 m)
Vertical Rise: 2‘538 ft (774 m)
Anzahl Anlagen: 7
Anzahl Pisten: 119 (15% grün, 30% blau, 55% schwarz/black double diamond)
Durchschnittlicher kumulierter Schneefall pro Winterhalbjahr: 545 in (1384 cm)
Kumulierter Schneefall im Winterhalbjahr 22/23: 903 in (2293 cm / 22.93 m)
Passzugehörigkeit: Mountain Collective
Tageskartenpreis am Tag der Besuche: USD 174 & USD 154
Pistenpläne:
https://skimap.org/skiareas/view/224
Gefallen:
Pulver Pulver Pulverschnee - grossartige Schneequalität und Menge Hochalpines Feeling inmitten des Little Cottonwood Canyon. Eine grossartige Schneeschüssel sehr abwechslungsreiches Terrain Skifahrer only - wusste lange nicht, ob ich dies als Pluspunkt erwähnen soll - irgendwie ist es aber schon auch cool 
Mountain Collective Pass 
Nicht gefallen:
Keine zahlbaren Unterkünfte im Tal Keine Snowboarder (und andere Nicht-Skifahrer) auf dem Berg erlaubt Vekehrssituation / Parking Reservations Fr-So und während Feiertagen obligatorischUnsere Tipps:
Unbedingt nur zwischen Montag und Donnerstag ins Gebiet kommen. Parking ist kostenlos, es hat nur viele anstatt superviele Leute im Gebiet und die Anreise ist OK erträglich. Wochenenden sowie Feiertage komplett meiden.
Bilder und Eindrücke:
02.02.2023
Nach dem nachmittäglichen Start in die Utah-Resorts mit dem Besuch in Park City (LINK) entschieden wir uns aufgrund der Tipps der Locals, heute früh nach Alta zu fahren. Die Anfahrt von unserem Airbnb im Zentrum von Salt Lake war gleich lang und der Neuschnee, welcher noch nicht all zu alt ist, zeigte auf das Resort von Alta. Skiers only! In Alta sind nur Skifahrer auf dem Berg erwünscht. Als überzeugter Skifahrer und Nicht-Snowboarder gestehen wir ja ein, dass die Beziehung Skifahrer-Snowboarder teilweise etwas strapaziert sein kann (niemand mag Snowboarder, welche hinter einer Kuppe am Boden sitzen - die Snowboarder selber wohl noch weniger*), eine derart strikte Policy erleben jedoch auch wir zum ersten Mal.
* Was mich eigentlich am meisten stört resp. auf der Piste beunruhigt ist die Tatsache, dass Snowboarder aufgrund der seitlichen Lage auf der Bindung ein eher eingeschränktes Sichtfeld gegen vorne haben und dadurch v.a. auf der Backside teilweise unberechenbare Manöver machen können, ohne nach oben geschaut zu haben. Doch genug gebasht jetzt - wir sind gespannt, wie es „sich denn so fährt“
Nach 40minütiger Fahrt ohne Verkehr durch den LLC - eher eine Ausnahme - parkierten wir ziemlich weit vorne an der Wildcat Base. Parking ist kostenlos zwischen Montag und Donnerstag. Freitag bis Sonntag und an Feiertagen muss kostenpflichtig obligatorisch reserviert werden. Ja, die Anreise- und Verkehrssituation im Canyon ist ziemlich herausfordernd. Gibt es doch nicht weniger als XX Lawinenzüge mit teilweise gewaltigen, haushohen Lawinen im Winter und vor allem im Frühling, welche den Canyon teilweise tagelang schliessen können. Im Mai dieses Jahres, als wir schon längst nicht mehr vor Ort waren, blieb der Canyon aufgrund der Erwärmung und der zahlreichen Lawinenabgänge als Folge des Rekordwinters tagelang geschlossen.
Das Liftdesign in Alta ist relativ schnell erklärt. Zwei Einstiege (Wild Cat & Albion), mit einem grossen „Händsche-Frässer“ aka Seillift verbunden. Von der Wild Cat Base führt der Collins-Lift direkt in Richtung Mt Baldy, der fixgeklemmte Zweiersessel Wildcat bis knapp zur Baldy-Schulter. Westlich davon befindet sich die Grenze zum Gebiet von Snowbird. Kann alles ebenfalls gefahren werden, sofern man einen Pass für beide Gebiete besitzt. Hier ist zu erwähnen, dass im Mountain Collective Pass zwei Tage in Alta und zwei Tage in Snowbird inkludiert sind. Ein interconnected-Ticket für Passbesitzer gibt es leider nicht. Will man an einem Tag beide Gebiete abfahren (was unserer Meinung nach sowieso keinen grossen Sinn macht), muss man je einen Tag anbrauchen. Kommt für uns nicht in Frage.
Wir nehmen den Collins Lift und staunen über den absolut griffig und top präparierten Pulverschnee auf den Pisten Mambo, Strawberry und Meadow. Zuvor hatten wir schon etwas Angst, da wir gehört haben, dass diesen Winter scheinbar sehr wenige Groomer-Pisten tatsächlich auch präpariert werden und vor allem Offpiste gepusht wird. Auch die Saddle Traverse ist super und nach einigen Fahrten am Collins wechseln wir auf den Sugarloaf Chair, welcher etwas mehr bevölkert war. Devils Elbow und die schwarze Amen waren hier die Pisten „to go“. Die oberen Offpiste-Bereiche waren aufgrund der grossen Winddrift der letzten Tage leider nicht geöffnet. Devil‘s Castle sollte leider gar nicht öffnen, dafür fanden wir unterhalb des grossen Cliffs im Cecret Saddle superguten, unverspurten Pulver bis hinunter über die Cabin Hill. Geil!
Cecret Saddle
Anschliessend gings auf den Supreme Lift, wo wir die Varianten am Snowshoe Hill (so wirklich Schneeschuh-Gelände war das dann nicht) ziemlich cool fanden. Dann sahen wir hinüber ans East Castle und ich dachte mir WOW, das ist ja ein geiles Gelände. Fast komplett nordausgerichtet und mit drei Spuren, wie sich später herausstellte waren das diejenige der Patroulleure welche das Gebiet für die Öffnung vorbereiteten, versehen. Wunderbarer Pulver wartete auf uns.
Start in die Supreme Bowl
Nichts wie los also auf den Supreme Lift um dann dann Uphill anzugehen. Natürlich waren wir nicht die ersten und die besten Lines waren innerhalb der Zeitspanne, welche wir uns auf der Abfahrt, der Sesselfahrt und dem Uphill befanden, bereits gut verfahren. Also stoppten wir nach rund 20 Minuten und etwas 2/3 der Strecke den Uphill und fuhren von etwas weiter unten, in ziemlich unverspurten Gelände, ab. „Very nice powder turns up here“, notiert unser Tagebuch und wir lachten beide über das ganze Gesicht.
Via Sugarloaf gings wieder hoch damit wir uns noch einige Fahrten Mambo und Collins Face geben konnten.
Die genialen schwarzen Pisten am Sugarloaf und die Greeley Bowl
Der Schlussteil der Pisten am Collins-Lift hat es in sich. Insbesondere die Variante in Fahrtrichtung ganz links, Collins Face genannt, blieb den ganzen Tag super präpariert und konnte voll durchgecarvt werden. Hier trägt sicher auch der etwas erschwerte Einstieg, welcher nicht ganz direkt an der Hauptpiste liegt, zu den niederigen Frequenzen bei. Uns solle es gefallen.
Ballroom Traverse am ersten Besuchstag. Alles verfahren!
Wildcat: Hoch, ungekuppelt und ohne Schliessbügel
Blick zum Wildcat Sessel. Etwas Nebel zieht am Nachmittag das Tal hoch. Oben bleibt es stets sonnig
Blick nach Snowbird - oben rechts die Bergstation des Trams (Luftseilbahn)
Blick talauswärts des Little Cottonwood Canyon in die Ebene von Salt Lake City
Update für die Geniesser und Foodies: Lunch gabs an der Mittelstation des Collins-Lift. Der Burrito war superfein und preiswert - ganz unten an der Base gibts ganz guten Kaffee (und Après-Ski, doch dazu mehr am zweiten Besuchstag!)
07.02.2023
Heute ist Dienstag - das heisst kostenfreies Parkieren in Alta. Wir starten wieder am Collins und sind ob der 5 Minuten Wartezeiten überrascht, ist es doch ein stinknormaler Dienstag. Ah, da war doch was. Genau! Bluebird und Neuschnee!
Blick zur Wildcat Base und den gegenüberliegenden steilen Südhängen (vielbefahren von Heliskiern und Tourengängern)
Blick zum Wildcat Sessel. Etwas Nebel zieht am Nachmittag das Tal hoch. Oben bleibt es stets sonnig
Nach drei Fahrten am Collins öffnete der Ballroom und wir waren fast die ersten in der Traverse! Welch geile Abfahrten hier unterhalb des Mt Baldy. Die Powderhunter ziehen ihre Lines und nach wenigen Minuten ist der ganze Hang zerfahren. Irgendwie krank es hier in Amerika abläuft. Die Leute sind regelrecht süchtig nach Pulverschnee - dies in einer ganz anderen Dimension als in Europa, so haben wir das Gefühl. Alle sind sowieso mit den breiten Latten unterwegs und immer ready für einen (unverhofften) Pulverschneetag. Schmale Slalomcarver fährt hier niemand - wir sind aber dennoch sehr glücklich, dass wir die kurzen Slalomskier auch dabei haben! Nur in Alta brauchen wir diese ganz bestimmt nicht.
Ballroom Traverse. First come - first serve! Ja, wir gehörten hier zu den ersten. Schon ziiemlich verfahren, ich weiss
Am Nachmittag gabs dann weitere Runden am Sugarloaf, einige Bowls blieben leider wiederum den ganzen Tag geschlossen. Wir fanden jedoch weitere super coole und unverspurte (Tree) Lines am Glory Gulch und Cabin Hill. Ein sehr guter Skitag mit vielen Powder-Turns, wo man jedoch schnell sein musste, da alles wirklich sehr schnell verfahren ist. Lunch gibt es keinen, dafür etwas Drinks und einen Burger im Après-Ski Local an der Wildcat Base. Hier geht es zur Sache, local feeling mit sehr entspannter und friedlicher Stimmung. Und das beste: keine deutsche Ballermannmusik! Wir machen noch ein paar Telefonate nach Europa und bleiben fast zwei Stunden sitzen. Cool wars hier in Alta!
Blick zum Wildcat Sessel. Etwas Nebel zieht am Nachmittag das Tal hoch. Oben bleibt es stets sonnig
Gerne möchte ich die erwähnte Informationspolitik der Bergbahnen und vor allem deren sehr informative und gewissenhafte gepflegte Website hervorheben:
Die Webseite beinhaltet
- alle relevanten Informationen zum aktuellen und vorhergesagten Wetter
- sämtliche Strasseninformationen in real time und Abstimmung mit dem Government
- ALLE Statistiken zum Wetter, Schneefall
- real time Information und stets aktuelle Updates über geöffnete Freeride-Bereiche inkl. geplanten ETA
- Für jeden Tag der Saison gibt es einen „Shot of the day“ inklusive kleiner Beschreibung, welcher auf der Website und in den sozialen Medien geteilt wird. Der Charakter des Tages wird damit verschrieben - by the Way kam der Little Cottonwood Canyon diesen Winter auf über 50 Powderdays!
- Tagesbericht/Vorschau am morgen früh: Was erwartet einem heute in Schriftform. Hinweise auf Wetter, Pisten sowie Tipps zur Verpflegung und Events (Gästesteuerung)
Insgesamt können sich die europäischen Gebiete hiervor eine sehr grosse Scheibe abschneiden. Es braucht keine fancy Apps mit diversen Feature o.Ä. Eine gute mobile Website mit nützlichen Inhalten und Funktionen, welche der Gast Skifahrer braucht, kombiniert mit regelmässiger und tagesaktueller Wartung reicht vollkommen aus, um die Bedürfnisse zu befriedigen und sowohl den wiederkehrenden Local wie auch den neuen Gast perfekt und auf einfache Art abzuholen. Weniger ist hier auf jeden Fall viel mehr! Wir kommen wieder nach Alta, das ist klar.
Als nächstes gehts übrigens nach Snowbasin (nördlich von Salt Lake City gelegen) und Snowbird (gleich vor Alta im LLC).
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